Sicherheit ist ein zentrales und elementares Grundbedürfnis der Menschen. Das Sicherheitsbedürfnis beeinflusst die Denk- und Gefühlswelt wie kein anderer sozialer Wert. Durch das Internet erfahren wir in Echtzeit anno 2015 von Naturschutzkatastrophen, Gewaltsituationen, Terroranschlägen und permanenten Finanzverhandlungen – Berichte, die ganze Kulturen weltweit prägen. Und so scheuen die hochinformierten, sicherheitsfanatischen Deutschen Risiken momentan so sehr, wie der Teufel das Weihwasser. Eine Studie des Max-Planck-Institutes untersuchte 2013 das Sicherheitsempfinden sowie dessen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit in Deutschland. 21% der Studien-Teilnehmer stuften die Arbeitslosigkeit als eine große persönliche Sorge ein. Die Antwort rankt auf Platz 6 nach dem Pflegefall im Alter, einer unzureichenden Altersversorgung, Krankheit und Kontaktverlust zu Angehörigen. Doch warum ist die Arbeitslosigkeit im Sozialstaat Deutschland so negativ behaftet? In vielen Fällen kann die Umstrukturierung der Lebensverhältnisse eine wertvolle, persönliche Erfahrung bedeuten.
Das Glück in die Hand nehmen
Das Team der Universität Linköping in Schweden befragte 662 Arbeitnehmer – unter den Probanden befanden sich 30% Jobwechsler. Die Studie lieferte ein überraschendes sowie eindeutiges Ergebnis. Wer aktiv eine neue Arbeitsstelle sucht, ist glücklicher und verbessert seinen Gesundheitszustand deutlich. Die Forschungsergebnisse sehen als Hauptgrund einen einfachen psychologischen Effekt: Die Jobsuchenden haben ihr Glück selbst in die Hand genommen. Sie erfahren eine Handlungskontrolle und dadurch Selbstsicherheit. Wer in Unzufriedenheit verharrt verspürt entgegengesetzt einen Kontrollverlust und das Gefühl, der Willkür ausgeliefert zu sein. Ein Jobwechsel ist sinnvoll, wenn man ein Ziel vor Augen hat und die alte Arbeitsstelle schon lange keinen Spaß mehr macht. In jedem Fall gilt: Kein Job ist perfekt!
Warnsignale und die innere Kündigung
Im Jahr werden circa drei Prozent der Arbeitsverhältnisse aufgelöst. Bei 54% handelt es sich um freiwillige Kündigungen der Arbeitnehmer, so eine Statistik des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Aus welchem Grund eine freiwillige Kündigung auch erfolgen mag, der Angestellte sollte sich sicher sein und die Entscheidung mit Bedacht treffen. Warnsignale können dabei helfen Problem am Arbeitsplatz frühzeitig zu erkennen, zu analysieren und gegenzusteuern. Typische Warnsignale sind Langeweile durch jahrelange Routine, keine Karrierechancen bzw. Weiterbildungsmöglichkeiten im Unternehmen, fehlendes Vertrauen zwischen den Mitarbeitern, negative Prognosen für die Unternehmenszukunft, veränderte Lebensumstände oder, wenn der Job gar anfängt, die Gesundheit negativ zu beeinflussen. In solchen Zuständen durchlebt man täglich den Zustand der inneren Kündigung. Die Unentschlossenheit bezüglich der Kündigung belastet zusätzlich, Depressionen können entstehen und direkte Auswirkungen auf die allgemeine Lebensqualität haben. In der ersten Zeit flüchtet man sich vermehrt Ausreden: Loyalität zum Unternehmen, naiver Optimismus, keine Jobalternativen und oftmals die Verpflichtungen gegenüber der Familie. Am Ende hilft nur die absolute Ehrlichkeit des Arbeitnehmers. Eine Hilfestellung liefert die drei Fragen des 10/10/10-Szenarios:
- Wie werde ich in 10 Minuten über die Entscheidung denken?
- Wie werde ich in 10 Monaten über die Entscheidung denken?
- Wie werde ich in 10 Jahren über die Entscheidung denken?
Eine Pdf-Checkliste mit 55 zusätzlichen Orientierungspunkten gibt es hier.
Formgerechte Kündigung
Hat man sich dazu entschlossen die Kündigung auszusprechen, gilt es einige Dinge zu beachten. Im ersten Schritt sollte man sich über die vereinbarte Kündigungsfrist informieren. Ist kein vertraglicher oder tariflicher Zeitraum festgelegt, schreibt das Bürgerliche Gesetzbuch eine Kündigungsfrist von 4 Wochen zum 15. oder zum Monatsende vor. Während der Probezeit verkürzt sich die Kündigungsfrist auf 2 Wochen. Eine außerordentliche, fristlose Kündigung ist nur unter gravierenden Umständen möglich. Die formgerechte Arbeitnehmerkündigung bedarf der Schriftform, muss handschriftlich signiert werden und die Kündigungsfrist einhalten. Handelt es sich um eine fristgerechte Kündigung, muss im Anschreiben kein Kündigungsgrund genannt werden. Bei einer unsachgemäßen Kündigung drohen dem ehemaligen Angestellten Vertrags- oder auch Geldstrafen. Eine Empfangsbestätigung für das Kündigungsschreiben hilft bei der Dokumentation des Prozesses und kann nützlich bei nachträglichen Schwierigkeiten sein.
Ansprüche & Arbeitsamt
Durch eine Kündigung entfällt nicht der Urlaubsanspruch. Restliche Urlaubstage müssen vom Arbeitgeber bewilligt oder alternativ vergütet werden. Zusätzlich muss der Arbeitgeber den Angestellten für die persönlichen Besuche beim Arbeitsamt freistellen und ein Arbeitszeugnis ausstellen. Bei einer Eigenkündigung verliert man in der Regel seinen Anspruch auf Abfindung und erhält eine 4-wöchige Sperrzeit vom Arbeitslosengeld. Um weitere Sperrzeiten zu vermeiden, muss man sich drei Monate vor Beendigung des Arbeitsverhältnisses beim Amt als “Arbeit suchend“ melden. Erfolgt das Job-Ende innerhalb eines kürzeren Zeitraums, schrumpft die Frist für den Amtsbesuch auf drei Tage. Arbeitssuchende, die länger als 12 Monate in einem versicherungspflichtigen Angestelltenverhältnis gearbeitet haben, bekommen Arbeitslosengeld I. Die Zuwendung wird 12 Monate lang (in Ausnahmefällen 24 Monate) gezahlt und orientiert sich am letzten Einkommen. Das Arbeitslosengeld II gewährleistet die Grundsicherung von lebensnotwendigen Mitteln und ist eine unbefristete Zuwendung. Die Unterstützung enthält einen Regelbedarf (z.B. Alleinstehend 299 Euro) sowie die Kosten für Unterkunft und Mehrbedarf.
Neuorientierung für den Lebenslauf
Mit der gesicherten Unterstützung für die nächsten Monate kann der faszinierende Teil der Kündigung beginnen: Zeit aktiv nutzen und gestalten – unbekannte Dinge ausprobieren, alte Bekannte treffen, Fremden helfen, eine Reise planen oder neue persönliche Herausforderungen annehmen. Hetzen Sie nicht von der letzten Job-Qual zur Nächsten. Planen Sie genug Zeit für den persönlichen Findungs- sowie Wandlungsprozess und ausgediente Tage des Nichtstuns ein. Kleine Auszeiten liefern zusätzliche Energie für die Jobsuche und helfen bei Entscheidungsprozessen. Verlieren Sie die Arbeitssuche jedoch nicht aus den Augen. Erkunden Sie sich bei verschiedenen Stellen nach Arbeitsangeboten. Onlinebörsen sind heutzutage wahre Goldgruben für freie Stellen und helfen bei der regionalen sowie weltweiten Suche. Schicken Sie auch Initiativbewerbungen an ihre persönlichen Traumunternehmen. Sprechen Sie mit Angehörigen, Bekannten, Freunden, Unbekannten, Headhunter, Berater des Arbeitsamtes über den Jobwunsch – 60% der abgeschlossenen Arbeitsverträge entstehen schließlich immer noch durch eine persönliche Empfehlung heraus.